Was ist Minimalismus?

Was ist Minimalismus?

Was ist Minimalismus? Was nicht? Wie kann Minimalismus dein Leben besser machen?

1. Was Minimalismus nicht ist

  1. Minimalismus bedeutet nicht, alles auszumisten und wegzugeben, um sich neue Dinge kaufen zu können.
  2. Es ist kein Minimalismus, sich wenige exquisite Sachen zu kaufen, damit sein Wohnung einzurichten und sich Minimalist:in zu nennen.

2. Was ist Minimalismus?

Minimalismus ist, wenn man Dinge sein Eigentum nennt, die man benutzt oder gern hat.

Im Küchenschrank meiner Mutter finden sich sechs flache und sechs tiefe Teller. Um ihrem Mann einen Gefallen zu tun, nutzt sie die Spülmaschine statt abzuwaschen. Widerwillig, denn: „Ich kann es nicht haben, wenn ich keine Teller mehr im Schrank habe!"

Ich habe gezählt. Neben den zwölf großen Tellern gibt es vierundzwanzig Kuchenteller aus drei Services. „Aber ich will nicht mein Abendessen vom kleinen Teller essen!"

Manchmal ist es minimalistisch(er), mehr zu haben. Im Fall meiner Mutter würde das bedeuten:

Die großen Teller auf zwölf verdoppeln;
die Kuchenteller auf zwölf reduzieren.

2.1. Angewandter Minimalismus im Kleiderschrank

Was ist Minimalismus? Beispiel Kleiderschrank:

Welche Kleidungsstücke trägst du regelmäßig?
Welche gefallen dir?

Wirf alles raus, was dir nicht passt, kaputt ist und du nicht zum ersten Date anziehen würdest.

Behalte nur Dinge, die dir schmeicheln und zu deinem Farb- und Figurtyp passen.
Organisiere deine Kleidung so, dass alles zu allem passt (Capsule Wardrobe).

Achte darauf, dass jedes Stück beide Kriterien erfüllt: Benutzen und mögen.

Es gibt zwei Sorten von Menschen: Hauskleidung Tragende und den Rest. Ich gehöre zur ersten. Monatelang trug ich täglich einen Sweater mit Texas-Schriftzug. Dunkelgrau harmoniert nicht mit Frühlingstypen. Ich trug den Pullover dauernd, mochte ihn aber nicht besonders.

Gestern habe ich mir einen neuen Hauspullover gekauft, in leuchtendem Gelb.

2.2. Sind Andenken minimalistisch?

Im Gegensatz zu Dingen, die man benutzt, aber nicht mag, können Dinge, die man mag, aber nicht benutzt, durchaus eine Rolle im minimalistischen Haushalt spielen.

Andenken zum Beispiel.

Andenken aus Asien

2.3. Minimalismus ist, im Hier und Jetzt zu leben

Was ist Minimalismus?
Sachen, die man benutzt, zu mögen.

Meine Großeltern haben ihr Leben lang Kleidung aufgespart, für gute Tage. Gute Hosen und Alltagshosen. Sonntagskleider und Gartenklamotten. Normale Schlafanzüge und Falls-ich-mal-ins-Krankenhaus-muss-Schlafanzüge.

Vorletztes Jahr sind Oma und Opa ins Altenheim gekommen. Meiner Mutter und ihren Geschwistern blieb nichts anderes übrig, als einen Großteil der Kleidung zu entsorgen. Vieles davon ungetragen.

Das Leben ist keine Generalprobe, es findet nur einmal statt.
Und zwar hier und jetzt, in diesem Moment.

Spar die guten Sachen nicht auf, lass die Backups sein.
Zieh jetzt deine besten Stücke an.

Worauf wartest du?

3. Minimalismus-Definition? Du bist nicht die Dinge, die du besitzt

In der Konsumgesellschaft neigen wir dazu, uns mit unserem Eigentum zu identifizieren.

Ich habe an anderer Stelle berichtet, wie ich im Studium das Ziel verfolgt habe, meine Lesebiographie materialisiert (in Form von Büchern) auszustellen. Dafür habe ich mir alle Kopiervorlagen aus dem Literaturwissenschaftsstudium als Bücher gekauft, was ne ganze Menge war. Gelesen habe ich jedes Buch trotzdem nur einmal, aber es stand stolz im Billy-Regal.

Und war überflüssig.

Die Identifizierung führt dazu, dass man sich schlecht von den Dingen trennen kann. Sie werden mit Bedeutung aufgeladen, die ihnen nicht inhärent ist. Ergebnis: Das Gefühl selber in den Dingen zu stecken.

Wie kann man das auflösen?

  1. Verstehen und akzeptieren, dass es so ist;
  2. Gegenstände außer Sichtweite schaffen (zum Beispiel alle Bücher in Kisten auf dem Dachboden verstauen);
  3. dich an die Abwesenheit gewöhnen;
  4. begreifen, dass du immer noch da bist, auch ohne die Dinge. Du löst dich nicht auf.

4. Minimalismus und Ausmisten

Minimalismus beginnt oft mit Ausmisten, endet aber nicht damit.

Was ist so toll am Aussortieren und Weggeben von Zeug?

Ungenutztes und Ungeliebtes ist Ballast.
Es frisst Energie: Du stapelst oder putzt drumherum, deine Blicke bleiben daran hängen.
Wie belastend der ganze Kram ist, spürst du erst, wenn du ihn loswirst.
Ausmisten setzt Energie frei.

Mehr Energie ist immer gut. 🙂

5. Was ist Minimalismus? Individuell.

Im Religionswissenschafts-Studium wurde uns eingebläut:
Es gibt nicht DEN Hinduismus.
Es gibt nicht DEN Buddhismus.

Und hey, es gibt nicht DEN Minimalismus.

Wie Minimalismus bei dir aussieht, hängt ab von deinen Bedürfnissen, Interessen, Hobbys. Und davon, was dir Spaß macht.

Mir ist es egal, jeden Tag die gleichen Klamotten zu tragen. Solange sie bequem sind und ich mich darin schön finde.

Vielleicht gehörst du zu den Leuten, die Freude daran haben, sich zu stylen und immer neue Outfits auszuführen.
Logisch, dass dein Kleiderschrank anders aussieht als meiner. Das heißt aber nicht, dass du keine Minimalistin bist.

6. Minimalismus und Konsum

Minimalismus ist: weniger zu konsumieren.

Zu fragen: Welche Funktion hat Kaufen, Shoppen?

Bevor ich Minimalistin wurde, war ich jeden Samstag „bummeln“. Das beschäftigt, ebenso wie das Suchen und Vergleichen von Gegenständen im Internet.

Fällt die Emotionsregulierung durch Konsum weg, kann das dein ganzes Leben auf den Kopf stellen.

Du hast mehr Energie, mehr Zeit, besseren Kontakt zu dir selbst. Zu deinen Werten. Wie willst du leben? Was brauchst du?

7. Minimalismus und Glück

Minimalismus bedeutet, Entscheidungen zu treffen.

Was ist dir wichtig?

Für mich sind das Familie, Freunde, gute Beziehungen, Reisen, Bewegung.

Minimalismus hilft, auszusortieren, was nicht von Belang ist.
Das ist mit Schmerz verbunden: Was habe ich bisher verpasst? Wie viel meiner Energie habe ich an Oberflächlichkeiten und Unnützes vergeudet?

8. Zufriedenheit und Dankbarkeit für das, was ist

Minimalismus ist Wertschätzung für die „kleinen“ Dinge, die eigentlich große sind.

Auf einen Knopf zu drücken und in kurzer Zeit heißes Wasser zu haben.
In einer Wohnung zu wohnen.
Lebensmittel kaufen zu können.
Hände haben.
Gesund zu sein.
Denken zu können.

Besser leben mit Minimalismus bedeutet auch, zufrieden und dankbar zu sein für das, was da ist, anstatt immer nach Neuem zu streben.

9. Radikaler Minimalismus

Arbeiten, um zu kaufen.
Um kaufen zu können, arbeiten zu müssen.

Minimalismus hilft dir, aus dem Hamsterrad auszusteigen.

Je weniger du kaufst, desto weniger Geld brauchst du.
Im Umkehrschluss kannst du weniger arbeiten.

Die meisten Jobs sind nicht die Erfüllung eines Lebenstraums.
Wer würde beim gleichen Einkommen freiwillig darauf verzichten, nur noch 30 statt 39 Stunden zu arbeiten?

Das kannst du haben, du darfst einfach weniger konsumieren.
Sch*** auf Lebensstandard. Niemand muss mit seinen Nachbarn mithalten. Niemand braucht Plissee-Gardinen für 400 Euro pro Fenster.

Plisseegardinen

Vielleicht wohnst du mit zwei Kindern in einer Vierzimmerwohnung. Tagsüber arbeiten du und dein:e Partner:in, die Kinder sind in der Ganztagsschule. Die vier Zimmer werden nur am Wochenende wirklich benutzt (im Winter und bei schlechtem Wetter).
Minimalistische Option: Kleinere Wohnung, weniger arbeiten und mehr Zeit miteinander verbringen.

Minimalismus ist individuell. Worauf es ankommst: Die gesellschaftlichen Vorgaben, das „Das-macht-man-so“ zu hinterfragen und herauszufinden, was für dich wichtig ist.

Erwähnte Beiträge

Was ist für dich Minimalismus? Wie hat Minimalismus dein Leben geändert? Worauf kannst du verzichten? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

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Marion

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